Diskussionsthemen

Armut, Auswirkungen und Stellungnahmen

1.  2010 ist das Europäisches Jahr zur Bekämpfung von Armut
     und sozialer Ausgrenzung 

Harry Czeke, MdL von Sachsen-Anhalt 
Europapolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. im Landtag Sachsen-Anhalt 

 

Seit 25 Jahren ruft die Europäische Kommission ein Europäisches Jahr aus, das bestimmte politische Themen in die Öffentlichkeit rücken soll. 2007 war es beispielsweise das Jahr für Chancengleichheit, im vergangenen Jahr ging es um Kreativität und Innovation. 2010 steht nun die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung im Fokus. Diese Auswahl ist gut, weil Armut und soziale Ausgrenzung in einer der reichsten Region der Welt tagtägliche Realität sind.

Armut heißt nach Definition der EU, dass das Einkommen mindestens 60 Prozent unter dem Durchschnittseinkommen des jeweiligen Mitgliedsstaates liegt. 80 Millionen Menschen leben in der EU in Armut, das sind 17 Prozent der Bevölkerung.

 

Betroffen sind vor allem Kinder, Frauen, MigrantInnen und alte Menschen. Nach offiziellen Angaben der EU-Kommission sind auch 20 Millionen Beschäftigte in der EU arm - trotz Arbeit. Auch hiervon sind besonders Frauen betroffen, da sie in marginaler Teilzeit oder befristet in Minijobs sind. Vielen Kindern fehlt es an einem gesundem Wohn- und Lebensumfeld, fehlt das Geld für kulturelle Freizeitangebote weil sie in Haushalten leben, wo niemand Arbeit hat. 

 

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2.  Armut zeigt sich gelegentlich in paradoxer Gestalt

Birke Bull, MdL von Sachsen-Anhalt 
Armut zeigt sich gelegentlich in paradoxer Gestalt!
Ein Blick darauf, jenseits von Zahlen, größeren Fakten und großen Zusammenhängen

 

Dass gerade Kinder, die in prekären Lebenslagen aufwachsen, übergewichtig sind, überrascht niemanden mehr. Das scheint glaubwürdig. Schnell und billig den Hunger zu stillen, heißt nicht selten zu fett und zu süß zu essen. Erzieherinnen beobachten sehr aufmerksam, dass gerade diese Kinder eher mit der Milchschnitte oder den Chips in der Brotbüchse in die Kita kommen, als mit Vollkornbrot, Gemüse und Obst. Und dass letzteres manchmal auch unverschämt teuer ist, weiß man.

Also: Armut kommt in den reichen Industriestaaten nicht verhungert, sondern übergewichtig daher. Ein Paradoxon, das dem Alltagsmenschen einleuchtet.

 

 

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