Edderitzer wehren sich gegen drohende Schließung der Grundschule

Protest des Ortschaftsrates an Landtag und Kultusministerium;

Von Dietmar Maretzky, Blickpunkt 04/2013;

(Die Ortschaftsräte stellten Fragen ): "In den letzten Jahren wurde bei uns viel getan, um die materiellen Bedingungen für eine erfolgreiche Bildungs- und Erziehungsarbeit zu erhalten und zu verbessern. 400.000 Euro wurden für die Erneuerung des Schuldaches und der gesamten Elektroinstallation, für die Sicherung des Brandschutzes und für neue Klasseneinrichtungen eingesetzt. ... . "

 

 

Protest des Ortschaftsrates an Landtag und Kultusministerium

 

Von Dietmar Maretzky, Blickpunkt 04/2013

 

"In den letzten Jahren wurde bei uns viel getan, um die materiellen Bedingungen für eine erfolgreiche Bildungs- und Erziehungsarbeit zu erhalten und zu verbessern. 400.000 Euro wurden für die Erneuerung des Schuldaches und der gesamten Elektroinstallation, für die Sicherung des Brandschutzes und für neue Klasseneinrichtungen eingesetzt. Sollen es Fehlinvestitionen gewesen sein? Soll unsere Schule, in der sich die Lehrer und vor allem die Schüler wohlfühlen, dem allmählichen Verfall preisgegeben werden wie so viele Einrichtungen, z.B. Sekundarschulgebäude in unserem Bundesland?" Diese Fragen stellten die Ortschaftsräte des Ortsteiles Edderitz der Stadt Südliches Anhalt dem Präsidenten des Landtages von Sachsen-Anhalt, Detlef Gürth, und dem Kultusminister Stephan Dorgerloh, nachdem sie aus heiterem Himmel, wie vom Blitz getroffen, die Nachricht von den drohenden Schulschließungen ab August 2014 vernehmen mussten. Davon ist neben weiteren 74 Schulen auch die Grundschule Edderitz betroffen.

Dass die Abgeordneten dies erst am 13. Februar durch die morgendliche Presse und den Rundfunk erfuhren, bezeichnen sie als "undemokratischen und administrativen Verfahrensweg", statt dass vorher mit den Kommunen alternative Vorschläge beraten worden wären. Sie kündigen an, diesen Bestrebungen der CDU/SPD-Regierung nicht widerstandslos zu folgen, weil sie keinen vernünftigen Grund sehen, der dem Wohl der Kinder und der positiven Entwicklung im ländlichen Raum dienen würde.

"Nach der Schließung unserer Sekundarschule blieb uns die Grundschule als kulturelles Zentrum des Dorfes. Nachdem unsere Gemeinde durch die ungewollte Gebietsreform unter Zwang ihre Selbstständigkeit verlor, soll nun auch noch die Grundschule geschlossen werden. Wir haben kein Landwarenhaus mehr, keine Post und Sparkasse, keinen Fleischer und keine Drogerie - die Lebensqualität im Dorf sinkt. Soll das so weitergehen?" Die Ortschaftsräte meinen, dass die beabsichtigten Schulschließungen dem Bemühen des Ministerpräsidenten Dr. Haseloff, ehemalige Bürger unseres Landes zur Rückkehr zu bewegen und Neuansiedlungen zu erreichen, entgegenstehen.

Offene Worte richten sie speziell an den Kultusminister: "Es ist sehr befremdlich, dass Sie, Herr Dorgerloh, offensichtlich nicht verstehen, dass das Lernen in kleinen Klassenverbänden effektiver ist als bei den geplanten Zusammenschlüssen. Der einzig richtige Weg müsste doch in der Reduzierung der Klassenstärken liegen. Das wäre auch eine elementare Bedingung, um den von Ihnen zu Recht geforderten Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern - die Inklusion im Klassenverband - zu fördern." "Land der Frühaufsteher" sein zu wollen dürfe nicht bedeuten, unsere kleinsten Mitbürger bei Wind und Wetter noch zeitiger auf die Landstraße zu schicken, sondern den Grundsatz "Kurze Beine - kurze Wege" gelten zu lassen.

Die Edderitzer Abgeordneten weisen darauf hin, dass man sich im Dorf bemüht, die Lebens- und Wohnbedingungen für junge Familien zu verbessern. "So entstanden zwölf neue Eigenheime, und es liegen weitere Anträge vor. Des Weiteren wurde am Edderitzer See ein Naherholungszentrum geschaffen, das schon jetzt in jeder Saison Tausende Besucher zählt." Bis zum Schuljahr 2014/15 werde das vorgegebene Kriterium für das Fortbestehen der Schule erfüllt, aber schon ab August 2017 seien 80 Kinder "die bei uns kaum erreichbare Sollgröße".

Inzwischen bestätigte der Vorsitzende des Petitionsausschusses des Landtages, Hans-Joachim Mewes (DIE LINKE), den Eingang des Schreibens und kündigte die Bearbeitung der Petitionsangelegenheit an.

 

Unterschriftenaktion der Eltern und aller Bürger

Auch der Schulelternrat und das Hortteam der Grundschule erheben Protest. Sie wenden sich mit einer Unterschriftenaktion an alle Bürger, die sich mit der Schule verbunden fühlen, und wehren sich gegen die geplante Schließung kleiner Grundschulen, speziell der Grundschule Edderitz, fordern die Aufhebung der Mindestschülerzahlen von 60 bzw. 80 Kindern und gleiche Bildungschancen für Schüler im ländlichen Raum.

In einer beigefügten Handreichung informieren die Initiatoren ausführlich über ihr Anliegen und weisen u.a. auf die unbestrittenen Vorteile kleiner Schulstrukturen hin, z.B. auf die überschaubaren Klassen, die besseren Möglichkeiten des individuellen Lernens, auf die kurzen Schulwege, die "dadurch vorhandene wertvolle Zeit für Hausaufgaben, Spiel, Sport und Hobby". Sie verweisen auch auf die optimale Vorbereitung des Besuches der Grundschule durch die langjährige Kooperation mit der Edderitzer Kindertagesstätte. "Für junge Familien sind Orte mit Kindertageseinrichtung und Schule attraktiv", so betonen sie.

Diese Unterschriftensammlung findet in Edderitz sowie den "Zubringergemeinden" Maasdorf und Piethen viel Zuspruch und ist bei Redaktionsschluss für den "Blickpunkt" noch nicht abgeschlossen.