Gedenken an Ernst Thälmann

Rede zum 126. Geburtstag am 18. April 2012 in Bitterfeld am Denkmal für Ernst Thälmann;

Von Gen. Karl-Heinz Endler;

Seine Gegner wollten ihn kleinhalten, weil er Kommunist war: ein aufrechter, ein standhafter, ein kämpferischer Genosse.

 

 

Rede zum 126. Geburtstag am 18. April 2012 in Bitterfeld am Denkmal für Ernst Thälmann

 

Von Gen. Karl-Heinz Endler

 

Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Freunde,

Am 16. April vor 126 Jahren wurde er in Hamburg geboren. Der Arbeitersohn stieg zum Führer seiner Klasse auf, als er in den 20er und frühen 30er Jahren an die Spitze der schließlich mit 300.000 Mitgliedern und sechs Millionen Wähler stärksten kommunistischen Partei aller kapitalistischen Länder stand. Seine Gegner wollten ihn kleinhalten, weil er Kommunist war: ein aufrechter, ein standhafter, ein kämpferischer Genosse.

Heute sind die Herrschenden in der Bundesrepublik Deutschland bemüht, die Erinnerung an den Kommunisten und Antifaschisten Thälmann möglichst auszulöschen und mit ihm und in seiner Person die Erinnerung an den kommunistischen Widerstand überhaupt zu unterdrücken. Es soll vergessen werden, dass es gerade die Kommunisten waren. die am entschiedensten - Widerstand gegen den Faschismus leisteten. Straßennamen wurden beseitigt, Denkmale abgerissen. Unser Denkmal für Ernst Thälmann steht noch.

 

Liebe Genossen und Freunde.

Jedes Jahr wird der mutigen Männer des 20. Juli gedacht, die 1944 ein Attentat auf Hitler wagten. So war es auch zu DDR-Zeiten. Aber: Wer Stauffenbergs gedenkt, weil er sein Leben für Deutschland gab, darf Thälmann nicht aus seiner Erinnerung streichen. Und gerade das geschieht in Deutschland ganz offiziell. Wenn es für die Ehrung Ernst Thälmanns noch einer Begründung durch einen Zeitzeugen braucht, dann nehmt Heinrich Mann. Er schrieb zum 50. Geburtstag Thälmanns: "Die proletarische Jugend hat Helden und darf zu ihnen aufblicken ... der Gefangene Ernst Thälmann ist sehr stark, viel stärker als seine Peiniger ... Thälmann ist ein wirklicher Arbeiter mit Fäusten und einem gesunden Verstand. Der Feind, der ihn gefangen hält, stellt von allem das Gegenteil dar."

Wenn man schon keine Achtung vor geschichtlichen Leistungen hat, sollte man wenigstens Respekt davor haben, dass Thälmann für seine Überzeugung das Wertvollste gegeben hat, was ein Mensch hat, das Leben. Wie verhielten sich denn zu jener Zeit, als Thälmann im Gefängnis litt und nach fast elfeinhalb Jahren ermordet wurde, Persönlichkeiten aus anderen politischen Lagern, die später in der Bundesrepublik politische Karriere machten.

 

Wir wissen es!

Ein ehemaliger Bundeskanzler Kiesinger wurde bereits 1933 Mitglied der NSDAP, arbeitete seit 1940 im Reichsaußenministerium und hatte die direkte Verbindung zu Goebbels.

Altbundeskanzler Schmidt und Altbundespräsident von Weizsäcker dienten als Wehrmachtsoffiziere. Sie waren u. a. Teilnehmer an der Leningrader Blockade, bei der Hunderttausende Einwohner der Stadt ums Leben kamen.

Aber hierzulande werden heute kommunistischen Traditionen der Arbeiterklasse mit Fluch und Schande belegt, während das Verhalten bürgerlicher Politiker, ihre Angepassheit, ihr Opportunismus mit viel Verständnis aufgenommen wird. Die Ideologen der Bourgeoisie sehen auch im toten Thälmann ihren Feind und eine Gefahr, wie einst Hitler und Himmler im lebenden Arbeiterführer.

Nach 1990 suchten die neuen Machthaber jede Erinnerung an Thälmann auszulöschen. 2010 ließen sie sogar die Gedenkstätte in Ziegenhals schließen, wo er das letzte Mal vor seinen Mitstreitern gesprochen hatte. Was beunruhigt die Politiker im Dienste der Herrschenden bei Thälmann am meisten? George Dimitroff sah in ihm die Verkörperung der revolutionären Theorie, die sich unmittelbar im Zusammenhang mit der revolutionären Praxis formiert. Zum anspornenden Erbe Thälmanns gehören sein Beitrag zur Herausbildung der marxistisch-leninistischen Partei mit Masseneinfluss und sein kühnes Auftreten als kommunistischer Präsidentschaftskandidat gegen die 1932 drohende faschistische Machteroberung sowie sein beispielgebendes Verhalten in den Kerkern der braunen Diktatur. Angesichts der Rolle, die Ernst Thälmann und seine Genossen im Kampf gegen den Naziterror gespielt haben und angesichts der Ungeheuerlichkeit, dass seine Mörder in der Bundesrepublik verschont wurden, sind die politisch Verantwortlichen dieses Landes gefordert, endlich den kommunistischen Widerstand in eine Reihe zu stellen mit denen, die aus anderen politischen Richtungen kamen. Offensichtlich stört das aber jene Kräfte, die das Wort Kommunismus verdammen, aber immer wieder eigenes Unrecht begehen.

  • Wieso eigentlich soll man das Wort Kommunismus nicht mehr gebrauchen dürfen ? Nur deshalb, weil seine Gegner es auf Verbrechen reduzieren?
  • Wer fordert, über Kommunismus dürfe man nur sprechen, wenn man vorher Buße getan hat, darf beim Gebrauch des Wortes Kapitalismus nicht dessen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vergessen.
  • Welche Gesellschaftsordnung in Deutschland ist für zwei Weltkriege mit mehr als 8o Millionen Toten verantwortlich?
  • Wer ist verantwortlich für Auschwitz und die anderen Konzentrationslager?
  • Wer ist verantwortlich für die nie heilenden Wunden der Kolonialkriege und die damit verbundene Ausrottung ganzer Völkerschaften?
  • Wer unterstützte die Kriege der USA in Vietnam und der NATO im Irak bis hin nach Afghanistan?
  • Wer bombardierte Frauen und Kinder in Afghanistan und Libyen?

 

So etwas geschieht und gedeiht auf dem Boden der kapitalistischen Gesellschaftsordnung.
Die Klassenauseinandersetzung mit dem Kapital war der Angelpunkt im Wirken der KPD und ihres Vorsitzenden Ernst Thälmann. Wenn Thälmann das kapitalistische Gesellschaftssystem attackierte, dann ging er von seinen Erfahrungen als Arbeiter, Arbeitsloser, als Gewerkschaftsfunktionär, Politiker, Parlamentarier auf Landes- und Reichsebene aus. Er verurteilte den Kapitalismus als ein System krasser sozialer Ungleichheit und Ungerechtigkeit, einer geradezu wahnwitzigen Profitgier.

Worin besteht das kapitalistische Wirtschaftssystem?- fragte Thälmann in einer Rede 1931 in Hamburg - und antwortete: In der organisierten Ausbeutung und Unterdrückung der Massen, im Lohnraub und in der Steigerung des Millionenheeres an Erwerbslosen, in der Vernichtung des armen Mittelstandes usw. Thälmann spricht, als sei er unser Zeitgenosse. Ernst Thälmann ging davon aus, dass der Kampf gegen das hochkonzentrierte und gut organisierte Kapital nur erfolgreich sein kann, wenn es gelingt, dessen Politik der Spaltung der Arbeiterklasse und ihrer Isolierung von den Mittelschichten zu durchkreuzen und ihm eine breite Front antiimperialistischer Kräfte entgegenzustellen. Eine Forderung, die aktuell ist, wie nie zuvor!

 

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freunde,

so wie zu Thälmanns Zeiten hat das Kapital heute, aber in einer höheren Stufe, eine ungezügelte Offensive, einen Klassenkampf von oben entfaltet, die ihres gleichen in der Geschichte suchen.

Es gibt eine maßlose Ausbeutung mit dem Ziel, den Bestand des Kapitalismus auf ewig zu sichern. Und das was Thälmann sagt, trifft auch heute noch zu: Es geht immer um die Einheit aller antiimperialistischen Kräfte. Das ist ein großes Ringen, aber es gibt viele Kräfte, die marxistisch-leninistische Standpunkte vertreten.

 

Unser Ziel ist und bleibt, so wie Thälmann es formulierte:

"Wir sind und bleiben bei Marx, unter seinem Banner."

 

Der Kommunist und Dichter Martin Anderson Nexö schrieb 1936:

"In dem Kampf zwischen Kultur und Barbarei, zwischen Mensch und Tier, Geist und Bestie ... ist Ernst Thälmann das stärkste Symbol der menschlichen Kräfte geworden."

 

Verteidigen wir gemeinsam dieses Thälmannsche Erbe!