Unterschiede! Ergebnis einer Aussprache

Von Klaus Grabarits, Blickpunkt 12/2012,

„Was eint uns und wo gibt es unterschiedliche Auffassungen?“ Darüber haben 52 Freunde und Genossen am 13. November debattiert. Die Frage ist das Resümee bisheriger Gespräche. Matthias Höhn spricht im Vorbereitungsmaterial zur Erarbeitung des Wahlprogramms von einer konstruktiven intensiven Debatte, nicht nur in der Linkspartei, sondern mit Sympathisanten und allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern.

 

 

Von Klaus Grabarits, Blickpunkt 12/2012,

 

„Bleiben wir bei Marx!“ ein guter Ansatz den Dietmar Bartsch, mit Bezug auf die Rede von Stephan Heym im Herbst des Jahres 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz, seinen Artikel titelt, um festzustellen:

„Es ist zwingend nötig, hier und jetzt Verbesserungen für die Bevölkerung anzustreben und für ein solidarisches und stabiles Miteinander in der Gesellschaft zu wirken. Ich kann darin nichts Verwerfliches sehen, wenngleich ich weiß, dass für einige Linke solches, letztlich die gesellschaftliche Stabilitäten förderndes Denken und Handeln schwer akzeptabel ist. Es mache nur Sinn Bürgersteige zu begradigen, wenn man auch fähig sei, diese zu besetzen.“ (…), um dann mit Stephan Heym abzuschließen: „Freiheit, Demokratie und diesen des Namens werten Sozialismus müssen wir auf der Tagesordnung behalten – als Systemveränderung! Bleiben wir also bei Marx: Es kommt darauf an, die Welt zu verändern!“  (siehe: Dietmar Bartsch, 12. Nov. 2012, „Bleiben wir bei Marx“, im Wortlaut ‚die Fraktion in den Medien’)

„Was eint uns und wo gibt es unterschiedliche Auffassungen?“ Darüber haben 52 Freunde und Genossen am 13. November debattiert. Die Frage ist das Resümee bisheriger Gespräche. Matthias Höhn spricht im Vorbereitungsmaterial zur Erarbeitung des Wahlprogramms von einer konstruktiven intensiven Debatte, nicht nur in der Linkspartei, sondern mit Sympathisanten und allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Flyer und Leitfragen werden sicher zur Mitarbeit anregen. Auch hier gab es erste Gedanken und Meinungen.

Niemand kann von sich sagen, so Walter Schmidt in der Diskussion, er sei Marxist oder Marxist–Leninist, wenn er die Erfahrungen des proletarischen Internationalismus vernachlässigt. Wir sind, waren und bleiben proletarische Internationalisten.

In der Linkspartei sehen wir die Friedens- und Abrüstungspartei. Eine Partei, deren Weg auf einen Richtungs- und Politikwechsel abzielt. Dies zu unterstützen darin sehen wir den Ansatz für gemeinsames Handeln. Der Weg sollte sich auf eine Gesellschaft richten,  die  zur  Veränderung der gegenwärtig bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse beiträgt. Und dafür sollten wir uns einsetzen bei aller Unterschiedlichkeit des einen oder anderen Standpunktes.

Über seine Erfahrungen in der politischen Arbeit sprach Genosse Klaus Fettig und auch darüber, dass Zusammenarbeit ein kulturvolles Miteinander erfordert. Nicht nur Ideologie, sondern auch Kenntnis über die Sorgen und Nöte der Bürger ist erforderlich. Seine persönliche Erfahrungen als Vors des Vereins „Tunnelblick“ und seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für „Cuba si“ folgten. Für ihn ist die Zusammenarbeit mit den Augenärzten in Kuba letztlich ein klares Bekenntnis zum proletarischen Internationalismus.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Diskussionsnachmittag zur Fortsetzung unserer gemeinsamen politischen Arbeit beitragen wird. Entscheidend, auch das wurde deutlich, es war eine sachliche Diskussion. Vielleicht kann die Schlussfrage von Robert Allertz „junge Welt“ aus dem Gespräch mit Bruno Mahlow, „Mitglied des Ältestenrates der Linkspartei“ für unsere Überlegungen in der Aussprache hilfreich sein.

 

  Robert Allertz:

(…) war man sich sicher, dass der Sozialismus schon seinen Weg machen werde, egal wer an der Spitze der Partei steht?

 

  Bruno Mahlow:

Na ja das scheint mir sehr vereinfacht. Ich will mich weder zum subjektiven Faktor in der Geschichte noch zum Untergang der Sowjetunion im Einzelnen äußern, allenfalls zu unserem Ende.

Die DDR war ein Kind dieser Sowjetunion und ist damit auch zwangsläufig mit ihr untergegangen, auch mit unseren hausgemachten Problemen. Die Macht gründete nicht auf festen Überzeugungen und Haltungen von Millionen von Menschen. Ist es nicht beschämend zu sehen, was vom angeblichen sozialistischen Bewusstsein der Massen übrig geblieben ist?

Wir haben wieder von vorn zu beginnen, nicht in allem, es gibt Lehren und Erfahrungen unserer Geschichte, die man nutzen kann, Revolutionäre haben bekanntlich zwei Prüfungen zu bestehen: Einmal die Prüfung durch Verfolgung und Folter im Kampf um die Macht, zum anderen die Prüfung durch die Macht, wenn man diese erobert hat. Die Zweite haben wir nachweislich nicht bestanden. Wir haben neu zu beginnen.  (siehe: Interview von Robert Allertz, „junge Welt“, 1. Sep. 2012, „Wir haben neu zu beginnen“ - Gespräch mit Bruno Mahlow)