Vergangenheit und Gegenwart

Von Klaus Fettig, Blickpunkt 08/2012;

Eine Nachricht im Radio machte mich hellhörig – irgendwo in dieser Bundesrepublik wurde heimlich ein Denkmal für die konterrevolutionäre Geheimorganisation „Consul“ errichtet. ... .

Vor 90 Jahren, am 24. Juni 1922 wurde der damalige Außenminister des Deutschen Reiches Walter Rathenau ermordet. ... .

 

 

Von Klaus Fettig

 

Eine Nachricht im Radio machte mich hellhörig – irgendwo in dieser Bundesrepublik wurde heimlich ein Denkmal für die konterrevolutionäre Geheimorganisation „Consul“ errichtet. Der heutige Ort und Zeitpunkt sind nicht das Wichtigste.

Vor 90 Jahren, am 24. Juni 1922 wurde der damalige Außenminister des Deutschen Reiches Walter Rathenau ermordet. Wer war dieser Mann? Er wurde am 29. Sep. 1867 als Sohn jüdischer Eltern und eines Fabrikbesitzers geboren, war selbst Chef der AEG und 1914 / 1915 - Organisator der Rüstungsindustrie. Er war ein Industriemagnat.

Gab es Gründe Walter Rathenau zu ermorden? Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg setzte er sich als Industrieller für eine realistische Politik mit den Westmächten ein, die ja auch die Sieger waren, aber vor allem war er für eine engere Zusammenarbeit mit Sowjetrussland. Anfang 1922 unterzeichnete er den Vertrag von Rapallo mit diesem Land und Deutschland nahm volle diplomatische Beziehung zu Sowjetrussland auf. Gleichzeitig wollte er das von Krisen, Inflation und Massenarbeitslosigkeit geschüttelte Deutschland etwas sicherer machen.

Walter Rathenau war kein Sozialist, aber ein realistisch denkender und handelnder bürgerlicher Politiker. Für diese Einstellung musste er mit dem Leben bezahlen.

Die illegalen Denkmalerbauer errichteten es nicht für ihn, sondern nach 90 Jahren für die reaktionäre Geheimorganisation „Consul“.